Sonntag, 10. Juli 2016

Quer durch den Norden Polens bis nach Gdańsk!

Ort: Gdańsk, Poland
Etappe 2/6: Kołobrzeg (Kolberg) - Sławno - Lębork (Lauenburg) - Gdańsk (Danzig)

Tag 6/35 - von Kołobrzeg (Kolberg) nach Sławno (86,8 km)

Noch nicht wirklich erholt, machte ich mich am 6. Juli etwas verspätet nach einem reichhaltigen Frühstück auf die Socken, weiter in Richtung Osten. Meine heutige Tour sollte rein von der Entfernung her nicht allzu lang werden, daher ließ ich mir bereits am Vormittag relativ viel Zeit. Das Wetter war leider nicht so berauschend, leichter Nieselregen, ungefähr 15 Grad dafür aber starker Rückenwind (Glück gehabt). So richtig voran kam ich jedoch trotzdem nicht, sodass ich immer wieder Pausen machte.

Bei Kilometer 45, in dem kleinen Ort Łazy wurde ich vorerst zu einer Pause gezwungen, denn es regnete stärker. Der Regen hielt an und ich fror mir so langsam einen ab. Kurz bevor ich weiterfahren wollte, kam ein deutsches Ehepaar hinzu und wir warteten nun nach einem kleinen Pläuschchen gemeinsam. Nach etwa 30 Minuten entschied das Ehepaar loszufahren und ich schloss mich ihnen an. Wir fuhren nicht einmal 5 min. und da setzte der Regen wieder ein. Da es auf weiter Flur keine Unterstellmöglichkeit gab, entschieden wir weiterzufahren. Der Regen hörte im Verlaufe des Nachmittags nicht mehr auf, er wurde mal stärker und mal schwächer. Die letzten 20 km entschied ich mich, eine Fernstraße zu mutzen, da ich dort weit aus schneller voran kam als über die buckligen Ortsverbindungsstraßen zwischen kleinen Orten.

Nicht schön, dafür besonders selten. Das Einweg-Regencape hat es bei dem Wind und Regen regelrecht zerfetzt.


Total durchnässt und durchgefroren erreichte ich Sławno sowie die eine private Zimmervermietung mit welcher ich am Vortag telefoniert hatte. Zu allem Übel war der deutschsprachige Vermieter noch nicht anwesend und somit führten mich zwei ältere polnische Männer auf dem Hinterhof zu einer kleinen Unterkunft. Mein Fahrrad konnte ich "wohlbehütet" in einem Schuppen abstellen. Auch wenn ich hier wieder einmal ein sehr mulmiges Gefühl hatte, lief dennoch alles reibungslos ab und ich konnte am nächsten Tag frohen Mutes weiterfahren.


Tag 7/35 - von Sławno nach Lębork (Lauenburg) (80,7 km)

Dieser Tag war wohl bisher der unspannendste Tag an dem ich Fahrrad gefahren bin. Da ich möglichst schnell voran kommen wollte, entschied ich mich etwa 80 km auf einer Fernstraße unter optimalen Bedingungen zu fahren. Das Wetter war gut, ich ließ mir sehr viel Zeit, machte viele Pausen und kam trotzdem am frühen Nachmittag in Lębork (Lauenburg) an.

In Lębork checkte ich für etwas unter 20€ in einem netten Hotel ein. Ich schlenderte am Nachmittag durch die Stadt, aß ein leckeren vegetarischen Döner und bereitete mich dann seelisch und moralisch auf das Halbfinale der Fußball-EM vor. Wir wir alle wissen, verlor Deutschland und somit ging der Tag nicht so schön zu Ende, wie ich es mir erhofft hatte. Lębork selbst hat eine wunderbare kleine Altstadt zu bieten und kann auf jeden Fall mit deutschen Städten wie z. B. Cottbus mithalten.

Das Zentrum und gleichzeitig die Altstadt Lęborks.

Auch in Polen schmeckt der Döner!

In dieser kleinen Burg habe ich die eine Nacht residiert.



Tag 8/35 - von Lębork/Lauenburg nach Gdańsk (Danzig) (91,0 km)

Der erste Teil von Lębork nach Gdynia (Gdingen) verlangte mir so einiges ab. Ich fuhr die selbe Fernstraße wie am Tag zuvor, nur diesmal ging es viel öfter und auch steiler bergauf und bergab, sodass ich bei einer Bergabfahrt ein Tempo von stolzen 57,5 km/h. Am frühen Nachmittag  und etwa 60 kmin den Beinen, erreichte ich endlich Gdynia und ich war erstaunt über diese Hafenstadt. Gdynia erinnert mich mit seinen Strandpromenaden sehr an Warnemünde und somit hatte ich das schönste Flair um eine für den Straßenverkauf, nahezu perfekte Ruccola-Pizza zu essen. Nicht ohne Grund war die Pizza so besonders gut, denn die meisten Zutaten stammten laut dem italienischen Pärchen aus Italien selbst und somit war ein Genuss garantiert.

Das war die leckere Pizza am Hafen Gdynias.

Nach der kleinen Mittagspause fuhr ich die Küste weiter entlang in Richtung Sopot. Der Weg zu diesem Ort führte durch mehrer Wälder mit vielen Hügeln, steilen Abhängen und unbefestigten Wegen. Einmal musste ich das Fahrrad sogar schieben, da die Steigung einfach zu enorm war. In Sopot angekommen staunte ich nicht schlecht, denn ich war mitten in einem Schickimicki Ort gelandet. Ohne einen großen Aufenthalt ging es anschließend nur schleppend voran, da auf den Radwegen auf Grund der Masse an Menschen kaum ein durchkommen möglich war. Die letzten Kilometer bis nach Gdańsk (Danzig) zogen sich noch einmal, jedoch ließ ich mir viel Zeit, da ich eine Unterkunft für die anstehenden Nächte in Gdańsk bereits im voraus gebucht hatte. Somit erreichte ich um etwa halb sechs Abends das La Guitarra Hostel - ich nahm eine kurze Dusche, zog mich fix um und begab mich dann auf Nahrungssuche in der Altstadt von Gdańsk.


Tag 9 & 10/35 - Ruhe- und Erkundungstag in Gdańsk (Danzig)

Um  nicht allzu sehr aus dem Rhythmus auszubrechen, entschied ich mich an beiden freien Tagen zeitig, jeweils gegen um 7:00 Uhr aufszustehen. Nach einem leckerem und gutem Frühstück im Hostel (es gab Müsli, frische Brötchen, Gemüse usw.) machte ich mich auf den Weg die Altstadt zu erkunden. Da ich bereits am Vortag etwas herumgelaufen bin und ich mich informiert habe was man in Gdańsk so alles machen kann, entschied ich mich am Vormittag das Europejskie Centrum Solidarności - zu deutsch: Europäisches Zentrum der Solidarność - zu besuchen. Im Museum werden zuerst die Missstände der Nachkriegszeit bis 1980, im Zusammenhang mit der Gründung der Gewerkschaft aufgezeigt. Daraufhin bekommt man einen Einblick auf die drastischen Reaktion der Regierung bis hin zum Sturz des kommunistischen Regimes. Am Abend startete ich nach einem leckerem Abendbrot (Dorsch mit Krautsalat) meine kleine Fototour durch Gdańsk. Wenn ich wieder in der Heimat bin, werde ich die Fotos von diesem Abend in die Galerie stellen.

Besser als in einigen Hotels.


Dieses Denkmal vor dem Museum erinnert an die ums Leben gekommenen Arbeiter in der Werft von Gdańsk.

Ein typisches Verhörzimmer der damaligen Zeit, des polnischen Regimes.


Damit der zweite Tag ebenso mit nützlichen Inhalt gefüllt wird, schipperte ich zuerst mit einem alten Boot zur Westerplatte von Gdańsk. Dort angekommen erfuhr ich einiges mehr zum Ausbruch des 2. Weltkrieges und den Angriff auf Polen. Ich besuchte das Monument, schaute mir ein paar Überreste der Kaserne an fuhr nach etwa 90 Minuten mit den Schiff zurück zur Altstadt. Etwas verstörend und bedenklich finde ich, dass es an diesem Denkmal zum 2. Weltkrieg etliche Verkaufsstände mit Militärbekleidung, Spielzeugwaffen und weiterem Zubehör gibt. Anscheinend findet so manch einer dennoch gefallen daran. Wieder im Hostel angekommen, packte ich schon einmal meine Sachen für den nächsten Tag und ging zum Abend hin nochmals raus.

Nachdem ich dann die Segel gespannt hatte, fuhren wir auch los.

Mały Młyn - ist ein ehemalig genutzter Speicher in der Danziger Altstadt.

Auf dieser Straße (Długa) ist jeden Tag was los.

Noch ein letztes Foto dieser schönen Stadt.


Noch eins zwei Worte zu meinen "Stubenkameraden". Es war ziemlich verrückt im 8er-Schlafsaal. Es gab ein 27-jähriges polnisches Mädchen, welche mit ihrem Präriehund durch die Welt reist (ihr kleines Haustier schlief bei ihr im Bett). Des Weiteren gab es einen ziemlich aufgedrehten, furzenden und rülpsenden amerikanischen Hitchhiker (Reisen per Anhalter) und Partymensch welcher sich gut zum Engländer gesellte und beide fröhlich Nachts um 4 Uhr die anderen begrüßten. Eine 64-jährige ehemalige Lehrerin aus England, welche nun in Berlin lebt und zu guter Letzt noch einen Tinder-Liebhaber aus Frankfurt am Main, welcher jeden Monat einmal alleine vereist um in Europa am Wochenende die Discotheken unsicher zu machen so wie neue "Bekanntschaften" zu schließen. Da war das tschechische Mädchen, welche quer durch Russland mit der transsibirischen Eisenbahn bis nach Vladivostok reist, fast schon uninteressant.

Und wer es nicht glaubt, hier ist der Beweis!

Tja, wiedermal viele verrückte Sachen erlebt, und das in lediglich 3 Tagen Hostelaufenthalt in Gdańsk. Manchmal ist es schon ziemlich komisch, was man so für Leute auf der Reise trifft.

Ach, was klebt denn hier in meinem Reisepass? Kann ich diese "Eintrittskarte" öfter nutzen?


До свидания, der nächste Blogeintrag kommt dann aus Калининград в Россия! 

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