Mittwoch, 13. Juli 2016

Die EU-Grenzüberschreitung mit dem Fahrrad

Ort: Kaliningrad, Kaliningrad Oblast, Russia
Etappe 3/6: Gdańsk (Danzig) - Braniewo - Калининград (Kaliningrad)

Tag 11/35 - von Gdańsk (Danzig) nach Braniewo (107 km)

Früh am Morgen, als meine Stubenkameraden im Hostel La Guitarra in Gdańsk noch schliefen, machte ich mich bereits auf den Weg in Richtung Braniewo. Die Tour bis nach Braniewo hatte ich mir einfacher vorgestellt, als sie im Endeffekt war. Ich fuhr zuerst etwa 70 km auf verschiedenen gut ausgebauten Landstraßen, bis ich einen ausgewiesenen Radweg sah und mich entschied, diesen zu wählen.

Immerhin hatte ich nur noch 30 - 40 km vor mir und ich lag gut in der Zeit, auch wenn ich mal wieder keine Unterkunft im Voraus gebucht hatte. Somit entschied ich mich, den "Green Velo" Radweg entlang der Ostsee in Richtung Frauenburg und Braniewo zu fahren. Dies stellte sich jedoch als grober Fehler heraus, denn als erstes begrüßte mich ein schöner Plattenweg. Dieser wandelte sich dann in Platten mit noch kürzeren Abständen, sodass auch wirklich bei jedem Meter eine Erschütterung zu spüren war. Dann fuhr ich auf losem Sand und am Ende durch eine sehr hügelige Wald- und Schotterpiste. Nach etwa 25 km und 2 Stunden war der Spuk vorbei und ich radelte die restlichen 15 km wieder auf der Landstraße. Total erschöpft vom "super" Radweg und mit einem Gewitter im Rücken erreichte ich Braniewo.

Ab und an kommt es in Polen schonmal vor, dass Nebenstraßen plötzlich enden.

Vielen Dank Green Velo für diesen unvergesslichen Radweg. Hier hatte ich noch gute Laune und bin davon ausgegangen, dass der Weg nur noch besser werden kann.

Ich fuhr gleich zur ersten Adresse von einer Pension und wurde durch Hilfe eines englischsprachigen polnischen Mannes fündig und bezog meine Unterkunft. Etwas Komisches ist dennoch in der Nacht passiert. Ein polnischer, vermutlich betrunkener Mann hat um 2 Uhr Nachts sowie 5 Uhr morgens lautstark von außen gegen alle Türen und Scheiben geklopft und "Policia" gerufen. Nach jeweils einer halben Stunde gab er jedoch Ruhe. Richtig gut schlafen konnte ich dabei nicht, da die Räume sehr hellhörig waren und selbst die Türen vibrierten.


Tag 12/35 - von Braniewo nach Калининград (Kaliningrad) (61,9 km)

So schön kann Fahrradfahren sein. Alle 10 bis 20 km eine kleine Verschnaufpause und trotzdem pünktlich ankommen. Es lag wahrscheinlich auch daran, dass ich an diesem Tag nur ca. 60 km zurücklegen musste. Doch alledem voran war das größte Ereignis dieses Tages die Grenzüberschreitung zwischen dem EU-Land Polen und Russland mit dem abgesonderten Kaliningrad. Ein bisschen verdutzt schauten die Beamten der beiden Staaten, jedoch ist ein Grenzübertritt mit dem Fahrrad dort keine Seltenheit. Schließlich führt die Fahrradroute R1 genau über diese Grenze. Tja, auf einmal sind Wörter und Buchstaben nur noch schwer zu erraten bzw. zu übersetzen. In den letzten Wochen habe ich mit einer Smartphone-App immer wieder russisch gelernt und daher fiel mir bereits so einiges leichter. Ich hoffe, ich kann meine Kenntnisse dahingehend noch etwas erweitern.

In Kaliningrad angekommen, bezog ich das KD Hostel in der Leninskiy Straße, welches zentral gelegen ist und man somit alles gut zu Fuß erledigen kann. Das KD Hostel ist super, nettes und auch englischsprachiges Personal sowie gepflegte und saubere Räume. Gleich bei der Ankunft wurde ich ein wenig von dem 15-jährigen "Ruslan" ausgefragt, was ich denn so mache und ob ich nicht mit ihm raus gehen will. Gesagt, getan und wir gingen erst ein wenig Sushi essen und erkundeten dann die Stadt zu Fuß. Wir kamen abends gegen 21 Uhr wieder im Hostel an und nun machte ich auch mit meinen weiteren russischen Stubenkameraden Bekanntschaft. Ruslan und seine Tante Natalya kommen beide aus Moskau und waren sehr an meinen Reiseplänen interessiert. Sie boten mir an, falls ich denn mal nach Moskau komme, Kontakt mit ihnen aufzunehmen - ich werde es mir mal im Hinterkopf behalten... :-D

Endlich angekommen in Kaliningrad. Da ich nun in Russland unterwegs bin bekommt selbst mein Fahrrad eine Warnweste.

So schön können Hostels sein, wenn es doch mal immer so wäre ... :-)


Tag 13/35 - einen Tag ausspannen in Калининград (Kaliningrad)

Da ich bereits am Vortag die Königsberger Kathedrale mit dem Grab von Immanuel Kant besichtigt habe und im alten "Fischerdorf" war, hatte ich mir für diesen Tag zwei Museen rausgepickt. Zuerst lief ich zum "музей янтаря" (Bernsteinmuseum) und erfuhr dort einiges über die verschiedenen Arten des Bernsteins, über die Herstellung von Produkten aus Bernstein sowie über deren Inklusen von Insekten, Reptilien oder Pflanzen. Mit einem deutschsprachigen Audioguide war das Ganze auch sinnvoll, ansonsten wäre es oftmals schwierig geworden die Ausstellungen zu verstehen. Danach besuchte ich das "бункер музей" (Bunker Museum) mitten in der Stadt, direkt neben der Universität. Der Bunker liegt 7m tief unter der Erde und wurde während des zweiten Weltkrieges von den Deutschen erbaut und genutzt. Inhalt dieser Bunkerführung war der Kampf um (damals) Königsberg zwischen der Sowjetunion und dem dritten Reich sowie deren Kapitulation. Den Nachmittag verbrachte ich sehr entspannt und bereitete mich auf die anstehenden Tage vor, denn diese werden Kilometermäßig ganz schön hart.

Der Park ist zwar etwas trist, jedoch ist es ein ruhiges Plätzchen in der Stadt. Im Hintergrund sieht man die Königsberger Kathedrale.

Das Haus der Sowjets wurde bis heute nicht fertiggestellt (Baubeginn war in den 70er Jahren). Es ist heute noch immer unklar was daraus wird. Ja, soetwas haben wir auch in Deutschland (siehe BER :-D).

Zur Stärkung für die anstehenden Tage gab es am letzten Abend Sushi aus dem Supermarkt für umgerechnet 3€ - sehr sehr lecker!

до свидания und allezeit gute Fahrt - auf geht es in Richtung Norden!

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