Dienstag, 19. Juli 2016

4 Tage Radfahren in 3 Ländern mit 2 Tagen Aufenthalt in Riga und 1em Ziel!

Ort: Riga, Latvia
Etappe 4/6: Калининград (Kaliningrad) - Klaipėda - Liepāja - Saldus - Riga

Tag 14/35 - von Калининград (Kaliningrad) nach Klaipėda (137 km)

Ausgeruht, gut vorbereitet und früh aufgestanden startete ich meine Tour von Kaliningrad über die Kurische Nehrung (Halbinsel zwischen Kaliningrad und Litauen) nach Klaipėda, dem ehemaligen Memel. Ich wusste im voraus, dass dieser Tag sehr anstrengend werden würde, alleine von den Kilometern her. Am Vormittag kam ich wie auch sonst, sehr gut voran und konnte etwa gegen Mittag bereits die Grenze von Russland zu Litauen, nach eine kleinen Gepäckdurchsuchung, überqueren. Somit machte ich ein etwas längeres Päuschen im litauischen Nida, da ich ja "nur noch" 50 km vor mir hatte.

Da man als Radfahrer auf der litauischen Seite der Kurischen Nehrung nicht mehr auf der Straße fahren darf, war ich gezwungen ausschließlich den Radweg zu nutzen. Dieser war zwar nicht sehr befahren (im Gegensatz zur Hauptverkehrsstraße), jedoch ging es dort öfter bergauf und bergab, sodass dies an meinen Kräften zerrte. Als ich etwa Kilometer 1.000 meiner gesamten Radtour erreichte, meldete sich mein Körper mit einem enormen Schmerz im linken Knie sowie der rechten Achillessehne. Ich hielt an, pausiert eine Weile und nach einer guten Portion "Voltaren Max" ging es auch wieder weiter. Meine Beine waren schlapp, die Motivation ziemlich weit am Boden und ich hatte noch 30 km vor mir. Vollkommen erschöpft erreichte ich meines Auffassung nach um 16:30 den Hafen für die Fährüberfahrt nach Klaipėda. Nach einer kurzen Unterhaltung mit einem deutschen Pärchen erfuhr ich, dass ich für nur 80 Cent die Fußgängerfähre, etwa 3 Kilometer weiter nördlich nutzen kann. Ich bedankte mich für den Tipp und machte mich auf die Socken. Nach erster Unwissenheit von wo denn die Fähre startet, erklärte mir eine junge Frau, dass diese in 5 Minuten abfährt und es für heute auch die letzte ist. Schließlich war es ja bereits 17:50 Uhr. Warum ist es auf einmal schon so spät?! Ich vergaß, dass ich durch die Grenzüberschreitung in einer anderen Zeitzone war und somit um eine Stunde beraubt wurde. Ich beeilte mich so schnell ich nur konnte und da kam auch schon die Fähre. Für stolze drei Passagiere und den daraus resultierenden Einnahmen von 2,40 € fuhr die Fähre etwa 10 Minuten an das andere Ufer. Das Hostel in Klaipėda habe ich dann ziemlich schnell gefunden, checkte ein, besorgte mir noch etwas zum Essen und legte mich dann fix und fertig nach einer Dusche ins Bett.

Stets hinter mir befand sich das Gewitter, also nichts wie weiter auch wenn die Aussischt noch so schön ist.

Die ersten 1.000 km sind geschafft - die nächsten können kommen! Einen leichten Hang zur IT-Welt, kann ich bei dieser Distanz nicht verleugnen - ich habe es natürlich exakt darauf abgestimmt.


Tag 15/35 - von Klaipėda nach Liepāja (100 km)

Laut Wetterbericht, sollte dieser Tag für Radfahrer ein ganz mieser werden. Daher startete ich wie so oft, früh am Morgen und blieb somit vom Regen vorerst verschont. Ich fuhr zuerst den litauischen Küstenradweg, welcher bisher einer der schönsten war, den ich gefahren bin. Ich hab zwar nicht so viel vom Meer gesehen, jedoch fuhr ich auf einem 1A-Radweg quer durch den Wald, vorbei an einem wunderbaren See und fernab jeglicher Straßen. Nach gut 45 km endete jedoch dieser Radweg und es begann an zu regnen. Ich stellte mich kurz unter, verschnaufte ein wenig und nutzte dann bis Liepāja eine gut ausgebaute Fernstraße. Angekommen in Liepāja dachte ich, ich sei in einem Film. Ich fuhr die Straße "Uliha iela" entlang und sah nur noch alte Holzhäuser nebeneinander stehen. Das ging so etwa 1,5 km und war sehr nett anzusehen, auch wenn viele dieser Häuser nicht mehr im besten Zustand waren. Bis auf einen kleinen Stadtbummel verlief der Nachmittag sehr ruhig. Glücklicherweise bekam ich im Hostel anstelle meines gebuchten Bettes in einem 12-Mann-Schlafsaal, ein Bett in einem 4-Bettzimmer. Laut dem Mitarbeiter wirkte der 12-Mann-Schlafsaal bereits mit 8 Personen überfüllt und somit wollte er mir das nicht zumuten - nett von ihm!


Ich überholte zwar keine Radfahrer an diesem Morgen, dafür aber jede Menge Schnecken! ;)

Dies war ein ganz besonderer Moment, vollkommende Ruhe, lediglich Vogelgezwitscher und dazu eine herrliche Aussicht auf diesen wunderbaren See.

Hier kann sich Deutschland am Osten Europas mal ein Beispiel nehmen. An jeder Ecke gibt es Sportplätze oder Outdoor-Gyms. Natürlich nutzte ich diese auch ab und an!

Der Radweg verlief quer durchs Grüne und ich überquerte zahlreiche Gräben und Flüsse.

Genau solche alten Holzhäuser stehen in Liepāja zu genüge. Ich hoffe diese werden später nicht einfach abgerissen sondern saniert.


Tag 16/35 - von Liepāja nach Saldus (100 km)

Auf dem Weg nach Saldus nutzte ich an diesem Tag lediglich die Fernstraße A9 und somit gibt es außer besten Wetterbedingungen und Straßenverhältnissen nicht viel zu berichten. Ich erreichte an diesem Tag auf 100 km erstmals eine Durchschnittliche Geschwindigkeit von über 20 km/h und daher erreichte ich Saldus bereits am frühen Nachmittag. In Saldus hatte ich für stolze 38€ ein Hotel mit Frühstück gebucht, da ich im vorhinein keine andere Unterkunft in diesem Ort gefunden habe. Nach dem ich vor verschlossener Tür eine Weile gewartet hatte kam ein vielleicht 18-jähriger Junge vorbei und bat mich hinein. Als ich im Zimmer ankam war ich etwas enttäuscht, dreckiger Boden und ein voller Badeimer. Jedoch wollte ich kein Ärger machen und nahm dies so hin. Am Nachmittag ging ich raus in die Stadt, aß einen Veggie-Burger, besorgte ein paar Lebensmittel und ging wieder ins Hotel. Die angepriesene Sauna und das Fitnessstudio waren nur gegen Aufpreis zu nutzen. Das war eigentlich der Grund warum ich dieses Hotel gewählt hatte. Da mir der Junge auch nicht wirklich mehr Informationen zur Sauna geben konnte, fiel die Sauna flach und ich ruhte mich einfach auf dem Bett aus und schlief zeitig ein.


Tag 17/35 - von Saldus nach Riga (118 km)

Am Tag zuvor sprach ich mit dem Personal, dass ich gern mein Frühstück um 7 Uhr zu mir nehmen möchte. Als ich früh an der Rezeption stand, war diese jedoch menschenleer. Ich klingelte und niemand rührte sich. Als ich dann die dort hinterlegte Nummer anrief klingelte irgendwo im Haus ein Handy. Der Junge ging verschlafen ran und wusste nicht was los ist. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich gern frühstücken würde und wir beendeten das Gespräch. Nach weiteren 5 Minuten rief ich nochmals an. Der Junge ist anscheinend wieder eingeschlafen und somit wurde ich etwas lauter und machte ihm etwas Feuer unterm Hintern! Gegen um dreiviertel Acht konnte ich dann frühstücken. Man war das reichhaltig und lecker!! Weißes Toastbrot mit Käse ohne Butter sowie billige Cornflakes mit nem Tropfen Milch. Wofür genau hatte ich nochmals 38€ bezahlt? Achja... Nee mir fällt es echt nicht ein!! Der schönste Moment in diesem Hotel (Mans Nams), war der checkout! 

So, nun zum eigentlichem Radfahrtag. Ich startete somit relativ spät, jedoch hatte ich an diesem Tag über eine etwas längere Strecke sehr lockere Beine, sodass ich 10 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,9 km/h absolvieren konnte und dabei etwas Zeit rausholte. Ansonsten verlief die Tour relativ unspektakulär, da ich wieder die A9 nutzte. Angekommen in Riga fiel erstmal eine ziemlich große Last von mir ab und ich radelte ganz entspannt zum Hostel und verbrachte den Rest des Tages sehr entspannt im Bett. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit konnte ich im Vergleich zum Vortag nochmals erhöhen und erreichte nun 21,2 km/h auf einer Strecke von 117 km. Das Seagulls Garret Hostel in Riga machte einen sehr guten Eindruck und ich konnte endlich mal meine Wäsche so richtig "professionell" von einer Waschmaschine reinigen lassen.
Genau das hatte ich zum Mittag gebraucht! Eins der besten Brote die ich je gegessen habe, kombiniert mit einer 1A-Erdnussbutter. Das Glas war danach zur Hälfte leer. :D


Endlich in Riga angekommen gab es erstmal ein Selfie auf der Vanšu-Brücke mit dem Blick auf die Altstadt.


Tag 18 & 19/35 - Riga unsicher machen und entspannen

Da ich am Abend zuvor körperlich ziemlich fertig war, schlief ich auch zeitig ein. Obwohl ich mehrere male Nachts aus dem Schlaf gerissen worden bin (es kamen weitere Stubenkameraden an), war ich bereits um 6 Uhr ausgeschlagen und startete zeitig in den Tag, als die meisten hier noch schliefen. Am Frühstückstisch, bekommt man auf Reisen ja einiges zu sehen. Selten jedoch ist meiner Ansicht nach ein Asiate der sich rasiert - oder? Nun ja, ich sag es ja immer wieder - die Asiaten sind nicht ganz normal!

Hier der Videobeweis!

Gegen Mittag nahm ich an einer vom Hostel organisierten Free Walking Tour durch Rigas Altstadt teil. Währenddessen kamen nette Gespräche zu stande und wir erfuhren einiges über das Stadtbild von Lettlands Hauptstadt. Am Nachmittag erkundigte ich die Stadt nochmals auf eigene Faust und besuchte das empfohlene Kriegsmuseum zur Geschichte Lettlands. Dies jedoch war nicht sehr interessant gestaltet und für nicht Einheimische sehr schwer zu verstehen, da lediglich lettische Erklärungen aufzufinden waren. Spät Abends beobachtete ich noch den Sonnenuntergang (22:00 Uhr) am Fluss Daugava. Was ich nicht bedacht hatte war, das der Sonnenuntergang sich hier etwas mehr Zeit lässt als in unseren letzten Aufenthaltsorten und somit war es auch um Elf noch nicht komplett dunkel.

Für bereits 10 EUR soll man in der Oper Rigas einen Abend verbringen können, nur leider sind die nächsten Aufführungen erst für Oktober geplant.

Das Freiheitsdenkmal von Riga steht für die nationale Souveränität Lettlands.

Auch wenn die Petrikirche hier gerade wie eine 1 steht, die Häuser daneben verzerren ein wenig (nicht baubedingt, sondern der Aufnahme geschuldet).

Der Blick zum Sonnenuntergang auf die Altstadt Rigas über den Fluss Daugava (Düna).

Den darauffolgenden Tag startete ich sportlich mit einer kleinen Freeletics-Einheit und besuchte danach das "Museum of the Occupation of Latvia". Dieses war im Gegensatz zu dem vom Vortag sehr interessant aufbereitet und auf mehreren Sprachen übersetzt. Neben den Einflüssen der beiden Weltkriege wurde dort auf die Nachkriegszeit und die damit verbunden Deportationen nach Sibirien von lettischen Bürgern eingegangen, welche mit Interviews von Zeitzeugen noch besser veranschaulicht wurden. Den Rest des Tages entspannte ich meist im Hostel und bereitete mich auf meine nächsten Fahrradtage vor.
 
Etwas zerzaust nach dem Morgensportprogramm, aber dennoch heißt es nun: Good Bye Riga!
 
Letztendlich habe ich nun nur noch ein Ziel vor Augen, welches ich binnen 11 Tagen einschließlich eines Erholungstages, sowie etwa 1.000 km erreichen will und das heißt: Москва! Für alle die es noch nicht gewusst haben, dort wird meine Fahrradtour nun auch enden. Ich hoffe, dass ich die letzten Tage ebenso gut überstehe wie die vergangen und Anfang August wohlbehütet wieder in der Heimat bin. Übrigens freue ich mich jederzeit über kleine Motivationsnachrichten, denn wie ihr euch vorstellen könnt ist das meiste nur Kopfsache! 

Bis dahin und allzeit gute Fahrt!

3 Kommentare:

  1. Herrlicher Text und super Leistung, mein Schatz. Mach weiter so - die letzten 1000 km strampeltst du mit links! Große Motivationsschübe aus Hong Kong. :)

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  2. Beeindruckende und anpornende Fahrt quer durch Osteuropa, aber natürlich würde mich nebenbei auch interessieren, was Theres so am anderen Ende der Welt treibt...

    Beste Grüße

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  3. Lieber Andreas, schön, dass du noch fleißig dabei bist, unseren Blog zu verfolgen. Du hast mich dazu angespornt, den Beitrag doch noch zu veröffentlichen. Er war schon fertig, aber die Zeit immer so knapp oder kein Internet vorhanden! Daher fehlen jetzt auch die Bildunterschriften... Aber ich denke, es reicht auch so. Ist ja mal wieder sehr detailliert geschrieben. ;-)

    Die besten Grüße aus unbekannter Ferne,
    Theres

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