Donnerstag, 21. April 2016

Neuseelands landschaftlicher Leckerbissen - die Südinsel

Ort: Picton, Neuseeland
Nach einem Reisemarathon von etwa drei Tagen inkl. einer schlechten Übernachtung in einem übel riechenden Hostel in Sydney, sind wir am 29. März, etwa halb sechs abends, in unserem wunderschönen und liebevollen "Dorset House Backpackers" in Christchurch angekommen. Die Zeitverschiebung, um ganze elf Stunden, lag uns schwerer als gedacht in den Knochen und somit haben wir unsere ersten Tage in Neuseeland entspannt verbracht. Um das Beste aus den sechs Wochen Aufenthalt in Neuseeland zu machen, entschieden wir uns, ein Auto zu kaufen, um beide Inseln auf eigene Faust zu erkunden. Glücklicherweise bereisten wir Neuseeland in der Nebensaison, sodass viele Backpacker ihre Campervans verkaufen wollten und uns somit ein großes Angebot an Fahrzeugen zur Verfügung stand. Letztendlich haben wir bei einem flotten Flitzer (Toyota Estima Baujahr 1995) zugeschlagen. Dieses umgebaute Fahrzeug inkl. "Doppelbett" und "Küche" mit schlappen 294.000 km auf dem Tacho sollte nun für die kommenden Tage und Wochen unser zu Hause sein. Nach einer 3-stündigen Reinigungsaktion der neuen Errungenschaft, entschieden wir uns, eine weitere Nacht in Christchurch zu bleiben und verbrachten somit die erste Nacht im Campervan vor dem Hostel.

Direkt nach dem Kauf wurde ausgemistet - komisch was manche Camper so alles benötigen. (Axt, Golfschläger, Angel ...)

Am darauf folgenden Tag fuhren wir auf die Halbinsel Akaroa, in der Nähe von Christchurch. Dort trafen wir uns mit Rita aus Finnland und Franky aus Holland, welche wir im Dorset House kennengelernt hatten, um unsere Südinseltour zu planen. So kam es, dass sich Rita für´s Erste bei uns anschloss und mit uns reiste. Franky entschied sich, sich in Richtung Blenheim aufzumachen und dort einige Zeit zu verbringen und zu arbeiten. Da in Ritas gemieteten Hyundai i10 nicht sehr viel Platz zum Schlafen war und die Nächte auf der Südinsel etwas kühler werden sollten, boten wir ihr an, mit bei uns im Camper zu schlafen - Platz ist auch in der kleinsten Hütte! Unsere erste richtige Nacht als Camper verbrachten wir auf der Onuku Farm, bevor es dann am darauf folgenden Tag - nach einer kleinen Wanderung - weiter in Richtung Süden ging. Zwischen dem 5. und 7. April erkundeten wir die Gegend um Lake Tekapo und Lake Pukaki sowie den höchsten Berg Neuseelands, den Mount Cook. Der Lake Pukaki war auf unserer Reise einer der schönsten Seen, da wir bedingt durch das gute Wetter einen fantastischen Ausblick über den gesamten See bis hin zum Mount Cook erhielten. Nach einer 2-stündigen Fahrt zum Mount Cook, liefen wir den Hooker Valley Track, um die herrliche Landschaft rund um den Gletscher genießen zu können. Ein kleiner Wermutstropfen jedoch war, dass dieser Track eher ein langer Spaziergang als eine Wanderung ist und wir daraus resultierend stets vom Neuseeländischen Massentourismus begleitet wurden. Noch am selben Abend geschah Rita ein "kleines" Missgeschick. Sie ließ ihren Autoschlüssel und ihr Handy im Auto liegen und entfernte sich wenige Schritte davon. Darauf hin verriegelte sich das Auto von selbst und es war geschehen. Jedoch weiß sich Rita als Finnin oft allein zu helfen und somit wurde kein Pannendienst gerufen sondern selbst zur Tat geschritten. Sie bat Rico mit Hilfe von ein paar Schraubenschlüsseln die Fahrertür nach und nach aufzubiegen. Als dann der Spalt groß genug war, wurde der Autoschlüssel mit einem langen Draht direkt vom Fahrersitz geangelt und durch den Türspalt gezogen. Diesen Trick hat sich Rita, wie sie sagt, von ihren Brüdern abgeguckt. Die Nächte rund um den Mount Cook und den Lake Pukaki waren sternenklar, sodass wir die Milchstraße bestens beobachten konnten. Die beiden Tage darauf verbrachten wir in Oamaru, einer Stadt an der Ostküste der Südinsel, wo wir im Steampunk HQ auf eine ganz andere Art von Museum trafen und uns gemeinsam mit Rita über manch skurrile Skulpturen wunderten. Hier verabschiedeten wir uns gleichzeitig von Rita, welche vorerst noch weiter den Süden der Insel entdecken wollte.

Brainstorming mit Rita und Franky auf der schönen Halbinsel Akaroa.

Unsere erste kleine Wanderung in Neuseeland gemeinsam mit Rita.

Die Sicht auf das türkis-blaue Gletscherwasser des Lake Pukaki und den Mount Cook war atemberaubend!

Auf dem Hooker Valley Track kamen wir dem Mount Cook schon bei Weitem näher und genossen die idyllische Landschaft.

Rico ließ sich nicht lumpen und sprang spontan ins eiskalte und türkisfarbene Wasser des Lake Pukaki.

Vielleicht war der Kauf etwas unüberlegt?! Egal, Rico hat nun ein neues Motorrad - ob es fährt ist nicht ganz Gewiss.

Auf unserer gesamten Reise in Neuseeland versuchten wir stets auf kostenfreien oder kostengünstigen, sogenannten "Free" oder "Low Cost" Campgrounds, zu übernachten. Somit hatte Rico die grandiose Idee, die nächste Nacht auf einem Free Campground im Fjordland Nationalpark zu verbringen. Der Weg ist das Ziel - oder etwa doch nicht? Stolze 460 km quer durch die Südinsel mit abschließender 40 km langer Fahrt auf einer "Gravel Road" standen uns bevor. Man könnte denken, diese Strecke sei in fünf bis sechs Stunden zu schaffen, jedoch wurden wir eines besseren belehrt. Wir erfuhren an diesem Tag was es heißt, auf einer "Gravel Road" zu fahren - und das ganze 40 km. Als es anfing zu dämmern und die Sonne begann unterzugehen, kamen wir zur Abzweigung, welche uns in den Fjordland Nationalpark führte. Dort sahen wir so langsam das 40 km lange Dilemma auf uns zukommen. Schotterpiste, viele Schlaglöcher, Serpentinen wie in den Alpen und Abhänge ohne Leitplanken. Gewiss war dies eine unserer riskantesten Fahrten in Neuseeland - und das bei heranbrechender Dunkelheit! Unser Toyota Estima bewies jedoch vollkommene Offroad-Qualitäten und somit erreichten wir in kompletter Dunkelheit einen kleinen Free Campground mit einem üblen Plumpsklo! Da wir bereits am Vortag etwas mehr zum Abendbrot gekocht hatten, blieb uns diesmal das Kochen im Dunkeln erspart und wir wurden nicht von den kleinen Biestern, den Sandflies, aufgefressen. Die Sandflies sind eine ganz üble Gattung von Insekten, da sie gern in Scharen auftreten, sich nicht spürbar auf die Haut setzen und zubeißen! Marie und die Sandflies wurden aufgrund der juckenden geschwollenen Hautirritationen und somit schlaflosen Nächte keine guten Freunde, sodass wir ab und an gezwungen waren unser alt bewehrtes "Doom" aus Südafrika (Insektenspray) zu verwenden. Da der Spaß am frühen Morgen so weitergehen sollte, entschieden wir uns, nach einem kleinen Spaziergang am herrlichen See - mit einer wunderbaren Lichtstimmung -, das Fjordland wieder zu verlassen. Sehr schade, jedoch wollten wir nicht als Streuselkuchen die nächsten Wochen verbringen.

So schön kann ein Sonnenaufgang im Fjordland Nationalpark sein!

Auf Neuseelands Südinsel sieht man mehr Schafe als Menschen - das können wir bestätigen!

Unser nächstes großes "Highlight" der Südinsel stand kurz bevor, dies wurde uns jedoch durch Regen und eine schlechte Sicht vorerst verwehrt. Somit verbrachten wir zwei Tage in Te Anau, wo zu unserem Ärger unser Auto an zwei Tagen am frühen Morgen nicht ansprang. Die Batterie war schwach (allerdings nicht nur vom Auto...), wir entschieden uns dennoch dazu, es nochmals darauf ankommen zulassen und unser Glück herauszufordern. Zu unseren Gunsten sprang unser Campervan (und auch unsere Motivation) nach einer stürmigen Gewitternacht am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang wieder an und wir fuhren zu den Milford Sounds. Wir hatten das Vergnügen die herrliche Fjordlandschaft bei bestem Wetter genießen zu können und somit entschieden wir uns für eine 2-stündige Bootstour bis raus aufs Meer und wieder zurück quer durch die Milford Sounds. Zwei Tage warten haben sich gelohnt - das gute Wetter hielt den gesamten Tag über an, sodass wir uns am Nachmittag noch eine Wanderung auf die Fahne geschrieben haben. Zwischen den Milford Sounds und Te Anau liegt der Lake Marian, welcher uns nach einem anstrengendem 90-minütigen Aufstieg mit türkisem Wasser, umhüllt von Bergen, einen unbeschreiblich schönen Ausblick bot! Wir waren dort zwar nicht allein, jedoch waren es so wenige andere Personen, dass man diesen Track und See als Geheimtipp empfehlen kann.

Etwas kühl und windig am frühen Morgen, doch wir haben die Bootstour genossen.

Wasserfälle stürzen über hundert Meter tief ins Meer herab - die steilen Felswände wirken gigantisch.

Bestes Wetter für einen tollen Ausblick.

Dies ist der Gletschersee Lake Marian, die Stille dort oben ist einfach wunderbar.

Der Track zum Lake Marian gefiel uns sehr, da hier keine Wanderwege präpariert wurden und wir somit quer durch den Regenwald gelaufen sind.

Nach einer Nacht auf dem Carpark in "Lumsden" (man könnte annehmen, dort wohnen nur die Dummsten), fuhren wir weiter nach Queenstown. Dort bekamen wir einen kleinen Kulturschock und stellten fest, dass diese Stadt keines Wegs für uns gemacht ist. Unserer Meinung nach lohnt es sich hier nicht, für Parties, Bars und alle nur vorstellbaren Abenteuer (Rafting, Bungeejumping, Skydiving usw.) länger zu bleiben und das Geld aus dem Fenster zu werfen. Am nächsten Tag fuhren wir also nach Wanaka oder auch "Klein-Queenstown". Es war dort um einiges ruhiger und für uns angenehmer als Queenstown, doch trotz alledem war es eine Touristenhochburg, anscheinend aber für die besser Betuchten. Somit verbrachten wir den gesamten Nachmittag am Strand des Lake Wanaka, spielten Schach und schlenderten gemütlich durch die Straßen. Die nächsten Tage fuhren wir etliche hunderte Kilometer, vorbei am Fox sowie Franz Josef Glacier, die Westküste in Richtung Norden. Wir hatten auch hier wieder einmal Glück mit dem Wetter und wurden vom Regen verschont - fast schon ein Wunder, da die gesamte Westküste Neuseelands eines der regenreichsten Gebiete der Welt ist. Die Landschaft der Westküste ist ziemlich surreal. Auf der einen Seite ist das Meer mit wunderschönen Stränden, auf der anderen Seite der tiefgrüne Regenwald und gleich dahinter riesige Gletscher. So etwas sieht man nur selten zugleich. Bevor wir die Westküste verließen, um weiter in Richtung Nelson und den Abel Tasman Nationalpark zu fahren, machten wir Halt bei den Pancake Rocks. Die Felsen sehen aus wie übereinander gestapelte Pfannkuchen, daher rührt auch der Ursprung des Namens der Felsformationen. Nach einem tiefen Groll spritzte das Wasser oftmals mehrere Meter hoch aus den Blowholes heraus. An stürmischen Tagen soll dies ein wahres Abenteuer sein, wir jedoch genossen die Sonne und eine sanfte Meeresbrise.

Die Partie Schach am Lake Wanaka konnte Marie zu Ihren Gunsten entscheiden.

Auf den Straßen der Westküste hielten wir oftmals am Straßenrand einfach, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. 

Unwirklich - wir stehen im Regenwald und schauen auf den Fox Gletscher.

Das im Wasser enthaltende Gesteinsmehl der Gletscher und Berge lässt viele Seen und Flüsse Neusseelands türkis erscheinen. 

Dies sind die "Pancake Rocks" - zu erkennen an den augenscheinlich geschichteten Eierkuchen.

Am 17. April kamen wir in Nelson, einer der nördlichsten Städte der Südinsel an und genossen dort am Strand, wieder einmal bei einer Partie Schach, den Sonnenuntergang. Am Tag darauf fuhren wir nach Motueka, um unseren Ausflug in den Abel Tasman Nationalpark zu planen. Zu unserem Glück ließ uns etwa 10 km entfernt von Motueka ein netter älterer Herr Namens Don auf seinem privaten Campground übernachten. Glück daher, da der Campground zu dieser Jahreszeit eigentlich geschlossen ist und wir lediglich 5 NZ$ pro Person zahlen mussten. Wir unterhielten uns einige Zeit mit Don und er gab uns gute Tipps für den Abel Tasman Nationalpark und noch etwas Gemüse aus seinem Garten. Am darauf folgenden Tag fuhren wir erst über 12 km, etwa vier Stunden, mit dem Kayak von Marahau, vorbei an Adele Island zur Torrent Bay, um danach den Tag mit einer Wanderung zurück nach Marahau zu beenden. Die Kayaktour auf offener See hatte es ziemlich in sich. Ebenso die ca. 13 km lange Wanderung, welche sich teilweise wie ein Kaugummi zog. Doch trotzdem genossen wir den paradiesischen Sandstrand und dessen Küste und kamen letztendlich völlig geschafft aber glücklich wieder am Van an!

Solch Aussichten konnten wir häufig auf den Campingplätzen der Südinsel genießen.

Ein kurzer Abstecher zur Adele Island während unserer Kayaktour.

Zehn Prozent der Weltvogelarten leben angeblich auf Adele Island - dementsprechend war die Geräuschkulisse. 

Unsere Mittagspause verbrachten wir in solch einsamer Bucht.

Einer von Dons Tipps waren die Te Waikoropupu Springs mit dem weltweit kristallklarsten Wasser.

Seit unserer Ankunft in Christchurch waren nun bereits dreieinhalb Wochen vergangen und somit war es Zeit, sich auf die Nordinsel zu begeben. Dazu nahmen wir am 21. April die Fähre, für umgerechnet schlappe 135 Euro, von Picton zur Hauptstadt Neuseelands, nach Wellington.

Mit der Reise auf die Nordinsel ging für uns eine landschaftlich sehr beeindruckende und schöne Zeit zu Ende. Allerdings müssen wir auch festhalten, dass es nicht immer einfach war, insbesondere da alles sehr "gemacht" und touristisch wirkte und wir von den vorherigen Reisemonaten im Kopf schon sehr überladen waren. Für die Nordinsel haben wir uns daher vorgenommen weniger "Highlights" mitzunehmen und mehr "zu sein".

Bis bald und liebe Grüße

Marie & Enrico

PS: Weitere Fotos von Neuseelands Südinsel findet ihr wie immer unter der Rubrik "Galerie"

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr Zwei,
    habt ihr überhaupt noch Lust wieder wnach Germany zurück zukommen? Wenn wir das so verfolgen, kommen wir ins schwärmen und träumen. Und der Neid übernimmt sowieso den Rest des Verstandes, den man noch hat. Habt euch echt eine SuperWorldTour zusammen-gestellt.
    Habt noch ein paar schöne Tage bis euch im Juli der Alltag wieder einholt.

    Bis Bald!
    Dominic

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Dominic,

      tja... ob wir wirklich Lust haben nach Deutschland zurück zu kommen? Irgendwann sicher schon, aber noch nicht jetzt! Im Juli holt uns hoffentlich noch kein Alltag ein, frühestens im August!! 😝😝😝

      Ach und neidisch musst du nicht sein, kannst ja einfach auch mal ein Land bereisen welches dich interessiert und dann erlebst du das ganze auch mal ein wenig.😋 Empfehlen kann ich da nun einiges!

      Bis bald und halt die Ohren steif!

      Grüße aus Sydney!

      Löschen